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Die Prozessoptimierung lebt

In meinem letzten Blog-Beitrag bin ich darauf eingegangen, wie wichtig eine differenzierte bzw. differenzierende Betrachtungsweise ist. Statt pauschaler, subjektiver Wahrheiten, die nur selten der objektiven Wirklichkeit entsprechen. An dem Punkt muss ich noch einmal ansetzen, seit mir ein Unternehmensberater vergangene Woche zuraunte: „Die Prozessoptimierung ist tot – das Agile ist die Zukunft.“

Hintergrund dieser eben sehr pauschalen Aussage war seine Betrachtung, was sich seit Beginn des ersten Lockdowns vor über 15 Monaten in Deutschland entwickelt hat. Plötzlich sind Online-Meetings Standard, die Vernetzung selbstverständlich, Homeoffice wurde sogar zur Pflicht, lange Sitzungen (im wahrsten Wortsinn: sitzen) wurden durch kurze, streng getaktete Meetings ersetzt. Vieles lief im Anfang noch nicht einwandfrei, vor allem dort, wo die richtige Technik und insbesondere eine schnelle Anbindung fehlten. Anderes ging plötzlich viel schneller und unkomplizierter. Pragmatisch mit der Hand am Arm. Warum da noch Prozessoptimierung? Es schien so, als gebe es keinen Bedarf mehr dafür.

Ziele erreichen durch besser Arbeitsabläufe

Doch das Gegenteil ist der Fall: gerade jetzt ist es wichtig, dass die unternehmerischen Prozesse in Entwicklung und Beratung auf den Prüfstand gestellt und optimiert werden. Denn ideale Prozessabläufe – intern und extern – helfen uns, unsere Ziele zu erreichen.

Als Berater vor allem für Ingenieur-technische Leistungen und Unternehmensführung erhalten wir im Moment sogar mehr Anfragen nach Support insbesondere bei Entwicklungs- und Produktionsprozessen. Durch die zunehmende Isolierung der vergangenen Monate – Stichwort Homeoffice und dezentrales Arbeiten – ist der Aufwand, zum Ziel zu kommen, vielfach größer geworden. Denn aktuell müssen wir nicht nur die Abläufe in (!) den Unternehmen erfassen, analysieren und bewerten, sondern auch die Schnittstellen zu den beteiligten Mitarbeitern und angeschlossenen Partnern und Lieferanten. Immer auch mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es nicht nur um Steigerung von Effizienz und Effektivität geht, sondern auch um Einhalten der relevanten Vorschriften zu Datenschutz, Arbeitsschutz, Datensicherheit, CE-Konformität und vielem mehr.

Mehr Spielraum für analog, digital und Hybrid

Auch deshalb wird der Bedarf an Prozessoptimierung in den kommenden Monaten weiter wachsen, davon bin ich überzeugt. Die Anpassung bisheriger Prozesse und Methoden vom Analogen ins Digitale – bislang in vielen Fällen nur spontan und unter dem Druck des ersten Lockdowns 2020 umgesetzt – muss langfristig gesichert und geschult werden. Sie muss zudem einen Spielraum geben für Hybrid-Lösungen. Diese gewinnen insbesondere in der Wissensvermittlung (Schulen, Hochschulen) gerade in diesem zweiten Corona-Jahr enorm an Bedeutung. Das wird auch vielen Unternehmen (Forschung, Entwicklung, Produktion, Dienstleistung) gravierende Vorteile bringen.

Vor kurzem wurde in einem Forum die Frage gestellt, ob der „erzwungene Aktionismus in Prozessoptimierung und Digitalisierung“ wirklich wertvolle Lösungen für die Zukunft bringe. – Ich finde, die Frage ist falsch gestellt. Die wegen der Corona-Pandemie und der daraufhin getroffenen Maßnahmen nötigen Schritte werden uns in der Zukunft begleiten. Und es geht darum, nicht Aktionismus walten zu lassen, sondern das, was kurzfristig eingerichtet und ermöglicht wurde, zu optimieren, zu etablieren und als dauerhafte Arbeits- und Geschäftsprozesse zu nutzen. Und dafür braucht es die Erfahrung der Unternehmer und ihrer Mitarbeiter (ganz wichtig: die Beschäftigten und deren Vorschläge einbinden!) sowie den Blick von außen.

Wie ich schon in meinem letzten Blog-Beitrag geschrieben habe: Gerade wegen der Veränderungen durch die Pandemie und der ungeheuren Herausforderungen haben viele überhaupt erst realisiert, wo ihre Baustellen sind. Sie haben Lücken erkannt, die nicht nur in der Infrastruktur liegen, sondern auch in der digitalen Bildung. Diese Lücken zu schließen und gleichzeitig neue analoge, virtuelle und hybride Methoden für optimierte Bildungs- und Arbeitsprozesse zu nutzen, ist die Chance und Aufgabe aller Unternehmen und Institutionen. Sie dabei zu begleiten ist die Aufgabe von uns Beratern. Darum glaube ich, dass Prozessoptimierung durch Corona ganz neu an Bedeutung gewonnen hat. Sie muss jetzt noch konsequent eingesetzt und umgesetzt werden.