Anfang des Monats sind wir mit unserer Zentrale innerhalb von Ulm umgezogen. An unserer neuen Adresse haben wir für Büros und Besprechungsräume nun doppelt so viel Platz wie am alten Standort. Die alten Räume waren nicht schlecht. Und sie hatten eine prima Lage – nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof. Ideal für Bewerber, Ingenieure und Techniker, die sich bei uns vorstellen und mit denen wir im Rahmen von Interim Management vielen Unternehmen neue Perspektiven bieten. Für das Wachstum, das wir derzeit generieren, und für Gespräche fehlte uns jedoch Platz.
Es geht dabei nicht nur um Bewerbergespräche. Auch intern müssen wir manches abstimmen. In großer Runde oder auch mal zu zweit oder zu dritt. Da ist es gut, professionelle Räume zu haben. Erst recht für Kreativ-Workshops oder Strategie-Meetings, bei denen ein Raum nicht nur praktischer Treffpunkt ist, sondern auch eine offene und positive Atmosphäre benötigt wird.
Im Austausch mit Unternehmen stelle ich oft eine gewisse Scheu gegenüber dem Face-to-Face-Meeting fest. Eine unverständliche Furcht scheint manche zu belasten, wenn ein direktes Gespräch ansteht. Warum eigentlich?
In der Rangfolge der Kommunikationsmittel stehen E-Mail und WhatsApp ganz weit oben. Das geht manchmal über Tage und Wochen hin und her. Alle Beteiligten sind zufrieden. Als externe Berater stellen wir jedoch fest: Die Kommunikation bleibt oberflächlich und das Geschriebene oft unverbindlich. Da ist es an der Zeit, in einem Telefonat oder im direkten Gespräch Konkretes festzulegen und mögliche Missverständnisse auszuräumen oder zu verhindern. Doch die Sehnsucht nach (scheinbarer) Harmonie und Sympathie lässt viele Unternehmen in der digitalen Kommunikation verharren.
Menschen scheuen mögliche Auseinandersetzungen, die ein direktes Gespräch bringen kann. Vielleicht sind es auch Unsicherheiten, evtl. eigene Mängel oder persönliche Eigenheiten, die Sorge vor Kritik bei gleichzeitig hohem (Selbst-) Anspruch nach Perfektion – es gibt viele Gründe, warum Führungskräfte oder Beschäftigte, Auftragnehmer oder Auftraggeber direkte Gespräche am Telefonat oder im Face-to-Face Kontakt vermeiden. Als Berater ermutige ich die Beteiligten dann immer wieder: „Sprecht miteinander“.
Dazu gibt es zwei Aspekte, die es leichter machen können:
- Vorbereitung auf das Gespräch. Ob ein Künstler auf die Bühne tritt, ein Manager eine Präsentation hält, ein Bewerber ins Vorstellungsgespräch geht: Sie alle bereiten sich vor. Was will ich sagen, was will ich erreichen? Was wird mich erwarten? Wie kann ich reagieren? Wer sich vorbereitet, den kann eine Überraschung nicht so leicht umhauen.
- Mehr Mut. Haben Sie keine Angst vor einem negativen Erlebnis, das vielleicht ohnehin ausbleibt. Bei meinem Seminar zur Kunden-Akquise habe ich den Teilnehmern oft gesagt: „Wenn Ihr den Auftrag bekommen wollt, ruft den Kontakt an. Bislang habt Ihr den Auftrag nicht, und schlechter als dieser Status quo kann es nicht werden.“ Das gleiche gilt für dringend notwendige Personalgespräche, auch für Vertragsverhandlungen oder gar Kündigungen. Solche Gespräche sind nicht immer schön, der Status quo ist es aber auch nicht. Es kann also nur besser werden.
Ihr Joachim Lang