In einem meiner letzten Beiträge hatte ich gezeigt, wie wir bei uns im Unternehmen das Interesse an den täglichen Spielen der Fußball-Europameisterschaft mit den Anforderungen an eine geregelte Arbeitszeit und mit Projektterminen in Einklang gebracht haben. Viele haben dem zugestimmt. Andere Geschäftsführer hatten das vermutlich anders geregelt, die einen strenger, andere lockerer. Einige haben im Sinne einer guten Stimmung oder einer flachen Hierarchie vielleicht noch mehr Spielraum gelassen oder das „Rudelgucken“ auch tagsüber zum Mitarbeiter-Event gemacht.
Das muss jeder nach seinen eigenen Vorstellungen und seiner Philosophie entscheiden. Es sollte jedoch niemand aus dem Auge verlieren, dass auch während guter Mitarbeiter-Stimmung und trotz flacher Hierarchie Geld verdient werden muss. Ein Punkt, der leider zu selten offen angesprochen und diskutiert wird. Doch alle Unternehmen – ob in der Industrie, ein Ingenieur-Unternehmen wie bei uns, in Forschung und Entwicklung oder auch private Unternehmen im sozialen Bereich – sind darauf angewiesen, mit ihren erbrachten Leistungen und der Wertschöpfung Umsatz zu machen und Gewinne zu erwirtschaften.
Ich habe schon einige Start-Up-Unternehmen aus dem technischen Bereich begleitet. Wenn sie nach der „Gründerschulung“ von der IHK kamen, hatten viele von ihnen Angst vor dem betriebswirtschaftlichen Teil der Geschäftsführung. Mein Credo war dann: Gib den Papierkram dem Steuerberater und schau, dass Du mehr Geld einnimmst, als Du ausgibst – dann geht nichts schief. Konzentrier Dich nicht auf die Buchführung, sondern auf Deine Kunden und Dein Produkt. Und lass die ersten Gewinne in jedem Falle im Unternehmen.
Das bildet eine wichtige Reserve. Damit haben wir bei cigus zum Beispiel die Corona-Zeit überbrücken können, vor allem während des ersten Lockdowns. Wir haben damals investiert und stehen dadurch mit unseren Projekten heute besser da als vor der Krise. Wir haben nicht nur Mitarbeiter halten können (auch durch finanzielle Anreize), sondern viele hinzugewonnen. Und Mitarbeiter – auch das ein manchmal vergessener Aspekt – sind kein Kostenfaktor, sondern das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Tatsächlich suchen wir immer weitere qualifizierte Fachleute. Immer wieder werden wir von Unternehmen nach Dienstleistungen wie Technische Redaktion oder Technische Dokumentation gefragt.
Diese positive Entwicklung war mit eigenen Mitteln (ohne Fremdkapital!) möglich, weil wir bei cigus Rücklagen aufgebaut haben – und das eben aus dem zuvor erwirtschafteten Gewinn. Rücklagen sind das Polster für Krisen- und auch für Wachstumszeiten, von denen wir angesichts der vielen Unwägbarkeiten und aktuellen Schlagzeilen nie wissen, wann sie uns konkret wieder betreffen. Denn gerade als international eingebundenes Unternehmen schauen wir sehr genau hin, wie sich Beziehungen und Geschäfte national und international entwickeln. Wir müssen weiterhin Gewinne machen, um uns heute abzusichern für die Krisen und damit auch für die Chancen von morgen. Das ist wichtig!