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Fußball-EM während der Arbeitszeit – was tun?

„Fußball ist unser Leben…“ – sang die deutsche Nationalmannschaft zur WM 1974. Da war ich gerade ein Teenager und kein großer Fußball-Fan. Heute bin ich etwas älter, aber immer noch kein wirklicher Fan. Ich sehe aber, dass viele meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem Fußball gegenüber offen und begeistert sind. Und auch wenn es mich selbst gar nicht so sehr berührt, wünsche ich ihnen natürlich, dass diese Begeisterung (vor allem nach dem 5:1 Auftakt) hält und in den nächsten Wochen nicht enttäuscht wird.

Tatsächlich sehe ich seit letzter Woche einige Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in schwarz-rot-gold gestreiften Shirts in den Büros. Das ist für mich kein Problem. Im Kontakt nach außen – mit Kunden oder Geschäftspartnern oder auf Messen – setze ich eher auf Neutralität und Seriosität, auch bei meinen Beschäftigten. Zumal wir als Ingenieur-Unternehmen in vielen internationalen Projekten involviert sind. Da darf man natürlich auch über Fußball reden, es sollte nur nicht zum (Streit-)Thema werden, das unser Mittun an alternativen Energie- oder Wasserstoff-Projekten überlagert. Das ist in unserer Branche in aller Regel auch kein Problem. Toleranz und Akzeptanz sind Werte, die Basis für unseren Erfolg sind.

Public Viewing im Büro?

Aber was mache ich mit dem Wunsch Spiele live zu verfolgen – auch solche, die wie in diesem Jahr tagesüber stattfinden? Was mache ich, wenn sich Mitarbeiter während der Arbeitszeit Public Viewing im Büro wünschen? Es kostet immerhin Arbeitszeit… Und wie ist das mit der Stadionwurst und dem Bier zum Spiel – am Arbeitsplatz?

Mehrere Unternehmensverbände und die IHK haben Checklisten herausgegeben. Was zu beachten sei, damit die vier Wochen EM sich nicht negativ auf Arbeit, Leistung oder Umsatz auswirken. Ich habe aber festgestellt, dass es die gar nicht braucht, wenn ich als Unternehmer oder Geschäftsführer rechtzeitig und klar notwendige Rahmenbedingungen kommuniziere und die eigenen Mitarbeiter motiviere auch eigene Vorschläge zum Miteinander von Arbeit und Sport zu machen.

Unsere Regelung lautet: Wer Spaß am Fußball hat, dem wollen wir den Spaß nicht nehmen. Auf der anderen Seite haben wir Aufträge von Kunden und deren Vertrauen, dass wir ihre Aufträge erledigen. Beides bekommt seinen Platz. Entscheidend ist, dass unsere Arbeit und die Leistungen für unsere Kunden nicht leiden – und natürlich auch nicht die Stimmung im Büro, wenn unterschiedliche Mannschafts-Präferenzen aufeinandertreffen. Auch das ist ja ein wichtiger Aspekt in einer Firma mit internationalen Kontakten.

Bislang läuft alles prima. Einzelne Kollegen verabreden sich zum Public Viewing. Manche Teams bei uns (wir haben insgesamt vier Teams für die Bereiche Technische Redaktion, Lieferanten-Entwicklung, System Engineering sowie Alternative Energien) treffen sich auch eigenständig zum Beispiel für ein Wochenende. Events, die das Unternehmen häufig finanziell oder logistisch unterstützt. Ich setze dabei auf die Selbständigkeit der Teams und auf das Vertrauen, dass sie nichts tun, was dem Unternehmen schaden könnte. Dieses Vertrauen auf die eigenen Mitarbeiter sehe ich als eine Voraussetzung für ein gutes Betriebsklima und für motivierte Angestellte – und setzt wiederum eine gute und regelmäßige interne Kommunikation voraus.

Ein dauerhaftes kollektives „Rudelgucken“ während der vier Wochen kam natürlich nicht infrage, war aber auch gar nicht gewollt. Denn in jedem Betrieb gibt es viele Mitarbeiter, die sich nicht für Fußball interessieren.

Fiebern Sie gerne mit, wenn Sie mögen

Die Botschaft an meine Mitarbeiter der cigus GmbH war also: Fiebern Sie gerne mit, wenn Sie mögen. Aber trennen Sie klar zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Und wer Vorschläge für gemeinsame Events oder konkrete Fragen zur Vereinbarkeit von Job und EM hatte, konnte die einbringen. Das geht sehr offen, sehr klar und bislang auch ohne Probleme.

Unternehmen und Führungskräfte, die so kommunizieren und für Rückfragen und Vorschläge offen sind, können Sport-Begeisterung der Beschäftigten und Verantwortung gegenüber Kunden sehr leicht unter einen Hut bringen. Auch ohne ausführliche Checklisten.