Während wir uns in den westlichen Staaten mit den Einschränkungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie beschäftigen, schlossen China und 14 Asien-Pazifik-Staaten das bislang größte Freihandelsabkommen: das RCEP, das ein Drittel des Welthandels umfasst. Das war für manchen eine Überraschung, zumal in den vergangenen Jahren – befeuert durch viele Nationalismus-Tendenzen – eher von Abschottung, als von Zusammenarbeit die Rede war. Und nun: Freihandel. Für mich die einzige richtige und logisch-konsequente Lösung.
Die Corona-Pandemie hat uns zwar gezeigt, dass das globale Miteinander Risiken in sich birgt, wenn ein Virus schnell und ungehindert durch die gesamte Welt reist. Doch viel größer als die Risiken sind die Chancen, die der freie Handel miteinander bietet. Was wir in der Welt von heute und morgen brauchen, ist Zusammenarbeit. In der Wirtschaft ebenso wie in der Wissenschaft. Den grenzübergreifenden Bemühungen um die Produktion eines wirksamen Corona-Impfstoffes geht die ebenso grenzübergreifende wissenschaftliche virologische und mikrobiologische Forschung voraus. Die erfolgreichsten Ansätze, die wir dazu derzeit sehen, entstehen (mehr oder weniger sichtbar) in Kooperationen von Beteiligten aus mehreren Staaten.
Wachstum und Erfolg basieren auf freiem Handel
Ich habe dazu neulich die Schlagzeile gelesen „Freihandel ist mehr als nur ein ökonomischer Vorgang. Freihandel ist ein Menschenrecht“. Ich bin nicht sicher, ob der Begriff Menschenrecht an dieser Stelle passt. Wenn wir die Vorteile zum Beispiel bei der Impfstoff-Entwicklung sehen und die Steigerung des gesellschaftlichen Wohlstands in den letzten Jahrzehnen, müssen wir auch sehen, dass mancherorts Gruppen von Menschen den Anschluss verlieren.
Tatsache ist aber: die erfolgreiche Entwicklung der heute weltweit wirtschaftlich führenden Staaten (auch Deutschland!) fußt auf der Kooperation und dem freien Handel. Handelskriege und Zölle, wie sie in den vergangenen Jahren zwischen den USA und China oder auch zwischen den USA und der EU diskutiert, angedroht und mitunter eingeführt wurden, sind kontraproduktiv. Sie bringen meist nur einen kurzfristigen Vorteil. Jede Begrenzung des freien Handels führt regelmäßig zu Nachteilen für Konsumenten und zu Einbußen in der Wirtschaft. Davon betroffen ist immer auch der Wohlstand der Gesellschaft, den wir benötigen, um auch Schwachen zu helfen.
Grenzen bringen auch Forschung und Entwicklung ins Stocken
Internationale Geschäfte sind nicht immer per se gut, und man darf durchaus mit kritischem Blick hinsehen, wenn autoritär regierte oder korrupte Staaten beteiligt sind. Grundsätzlich setzt Freihandel auf Kooperation, auf Befriedung statt Krieg, auf Abbau von Grenzen und Zöllen, auf das Ziel gemeinsam zu agieren und Werte zu schaffen. Wer das macht, handelt im eigenen Interesse. Ein „America first“ Gedanke (in welchem Staat auch immer) führt nicht zu mehr wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicherheit, sondern reduziert Wachstums-Chancen.
Das haben die Einschränkungen während der ersten Corona-Welle deutlich gezeigt. Gerade in der technischen und wissenschaftlichen Entwicklung kam der internationale Austausch fast völlig zum Erliegen. Das hat die Ausbreitung des Virus vielleicht gebremst, es hat aber vor allem die Entwicklung in ganzen Branchen wie Optik oder Fahrzeugbau zum Stillstand gebracht. Und wer nicht im internationalen Wettbewerb steht, kommt ins Stocken, weil er sich nicht bemühen muss der Beste zu sein.
Es geht also nicht mehr um die Frage, ob Freihandel richtig und wichtig ist. Das ist er. Es geht um die Frage, welche Chancen sich Länder und Gesellschaften entgehen lassen, wenn sie auf Freihandelsabkommen verzichten. Jedem, der frei mit anderen auch über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten möchten, sollte man dies ermöglichen. Freihandel ist ein Grundrecht aller Handelnden und führt zu mehr Lebensqualität und Wohlstand. Die Asean-Staaten haben uns gezeigt, wie das geht. Sie weisen uns damit einen Weg in die Zukunft.