Seit gut sechs Jahren setzen wir bei der Personalentwicklung und der Aus- und Weiterbildung von Führungskräften auf das Pferde-gestützte Coaching. Das bringt es mit sich, dass wir mit unseren beiden Co-Coaches „Sam“ und „Frizzante“ auch an Turnieren teilnehmen. Beim letzten Mal waren es die Schwäbischen Meisterschaften im Westernreiten: ein Event voller Energie, Präzision und Leidenschaft, gefördert vom Ingenieur-Unternehmen cigus, dem ich heute noch als Vorsitzender des Beirats eng verbunden bin.
Das Besondere für mich war dabei: Ich wurde gebeten, über meine eigene Teilnahme hinaus auch Sprecher des Turniers zu sein: Zwei Tage voller Spannung, Moderation zwischen Turnierleitung, Preisrichtern und Teilnehmenden, 150 Paare, 450 Starts – eine echte Herausforderung. Das war Stress, aber es war positiver Stress. Es hat mich gepackt, ich hatte großen Spaß dabei – und ich habe für meine Arbeit als Unternehmer und Berater noch einmal vieles gelernt.
Begonnen hatte alles mit einer Anfrage von Marc Spiegler ob ich für die Meisterschaft als Turniersprecher zur Verfügung stehe. Wer nun glaubt, da müsse man einfach hin und wieder ein paar nette Worte sagen, der irrt. So einfach hatte ich mir das zunächst vorgestellt, aber die Realität war dann doch anspruchsvoller als gedacht. Turniersprecher müssen den Überblick über alle Startnummern, die Reiter und deren Pferde behalten, sie müssen begrüßen, in jedem Durchgang immer wieder die jeweiligen Teilnehmenden mit ihren Pferden aufrufen und ankündigen, über den Ablauf informieren und die Sieger und Platzierten ankündigen Außerdem sind sie als Moderator natürlich ganz allgemein auch zuständig für Informationen und die Stimmung auf dem Feld – oder hier in der Halle der Spiegler-Ranch in Pfaffenhofen a.d. Roth.
Den Zeitplan im Blick behalten
Eine der Hauptaufgaben war es, den eng getakteten Zeitplan einzuhalten. Ich habe mir dafür aus Erfahrung heraus eine Uhr mit deutlicher digitaler Anzeige mitgebracht. Damit auch ein Seitenblick genügt, um zu sehen, wie pünktlich wir sind. Oder – wenn der Zeitplan sich doch verschiebt – schnell und ohne ins Stottern zu geraten den Ablauf den Veränderungen unauffällig anzupassen. Als Unternehmer, Bezirks-Vorsitzender beim VDI, Mitglied in diversen Beiräten und Aufsichtsräten und so weiter muss man oft die Zeit im Blick haben, da war ich also schon mal gerüstet.
Besonders wichtig natürlich: Als Sprecher teilen wir den Reitern die Prüfungen mit. Die entsprechenden Anweisungen bekommen wir von den Richtern oder der Meldestelle über Funk „eingeflüstert“. Ich muss also genau hinhören und die konkreten Aufgaben korrekt über Lautsprecher an die Teilnehmer weitergeben. Klingt simpel, ist aber bei der Menge von Teilnehmenden und Besuchern in den großen Hallen mit all ihren Nebengeräuschen und dem Menschengewirr auf Anhieb gar nicht so einfach.
Das alles hat sehr viel mit erfolgreichem Unternehmer-Dasein zu tun. Denn neben dem genauen Hinhören (!) es sind vor allem zwei Dinge, die mich die Herausforderung als Turniersprecher ebenso wie als Unternehmer oder Mitarbeiter bewältigen lassen: eine gute Vorbereitung und ein helfendes Onboarding.
Gute Vorbereitung als Weg zum Erfolg
Damit ich Ansagen fehlerfrei machen kann, muss ich sie kennen. Also muss ich mit der Terminologie vertraut sein (das war hier nicht das Problem, da ich die Aufgaben ja auch selbst erfüllen musste und wie alle anderen entsprechend trainiert habe) – und ich musste mich vorbereiten. Vorbereitet sein ist immer einer der entscheidenden Wege zum Erfolg: im Verkaufsgespräch mit Kunden, bei der Bewerbung zwischen Arbeitgeber und potenziellem Arbeitnehmer, bei der Finanzplanung oder in der Krisen-PR. Wer ohne Kenntnis an seine Arbeit geht, die Branche nicht kennt oder unvorbereitet einen Betrieb leiten will, agiert riskant. Nicht selten führt ein solches Vorgehen ins Chaos oder direkt in die Pleite.
Und bei der Aufnahme neuer Beschäftigter (Fachkräfte, Ingenieure usw.) ist neben der Vorbereitung das Onboarding nicht zu unterschätzen. Im Falle des Turniers hat mir Svenja kurz vorher die Abläufe erklärt, Namen genannt und mich mit den wichtigsten Playern auf dem Feld bekannt gemacht. Zudem hat Sie mir in die ersten Stunden gezeigt, wie sie es macht. Das muss auch jeder Chef (z.B. Teamleiter, Personalchef, Geschäftsführer) mit seinen Angestellten tun. Wenn er das Onboarding nicht macht – oder nicht richtig – dann ist es die Pflicht aller Angestellten, das gute und helfende Onboarding einzufordern. Folgt es dann immer noch nicht, ist der Arbeitgeber vielleicht nicht der richtige. Zumindest keiner, der den Anforderungen von heute entspricht. Was oft eine hohe Fluktuation zur Folge hat.
Erfolgreiche Personalführung: Onboarding und Teamarbeit
In meinem wirklich netten und hilfreichen Onboarding als Turniersprecher ist noch eines deutlich geworden: Teamarbeit ist wichtig. Jeder mag seine oder ihre Kompetenzen haben, die eigenen Erfahrungen, Stärken und Schwächen. Was aber ein Projekt ebenso wie ein Unternehmen am Ende erfolgreich macht, ist Teamarbeit. Dafür muss man sich nicht ständig auf der Pelle hängen, aber es ist wichtig die Rollen zu klären mit ihren Rechten und Pflichten und das Projekt als gemeinsames Projekt zu verstehen. Miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten und neben den völlig zulässigen eigenen Zielen das gemeinsame Ziel im Blick zu behalten. Dann kann man am Ende des Turniers oder (in der Welt der Wirtschaft) am Ende eines Projekts den Erfolg ehrlich feiern – das so genannte Debriefing. Aber darüber schreibe ich ein nächstes Mal.
Alles in allem hat es großen Spaß gemacht. Und vielleicht werde ich nochmal als Turniersprecher angefragt. Damit es dann noch besser klappt, habe ich mir eine Checkliste angelegt. Mit allen wichtigen Punkten aus der Vorbereitung, mit allem, was schieflaufen kann, mit allen Unwägbarkeiten, mit den Phrasen die ich gelernt habe – einfach damit ich für das nächste Mal noch besser vorbereitet bin. Auch das ist ein Lehrstück für Führungskräfte und Unternehmer: Fehler darf man machen, aber nicht wiederholen. Checklisten fürs eigene Projekt oder Prozessmanagement helfen dabei ungemein.