Vor kurzem ist bei Piper das Buch „Trust“ von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales erschienen. Der Internet-Unternehmer schildert darin seine Beweggründe, vor über 20 Jahren mit Wikipedia das heute gängige – wenngleich auch nicht immer unumstrittene – Online-Lexikon geschaffen zu haben. Interessant finde ich den Untertitel des Buches: „Die 7 Regeln des Vertrauens oder wie man Dinge von Dauer schafft“.
Vertrauen und etwas von Dauer schaffen, das erinnerte mich an die vielen hundert oder vielleicht tausende Begegnungen, die sich im Laufe meines Berufslebens ergeben haben. Begegnungen mit Kunden und potenziellen Auftraggebern, mit Geschäftspartnern, Bewerberinnen und Bewerbern, mit Kollegen in Unternehmen oder Verbänden, Präsidien, Beiräten und Aufsichtsräten, mit Angestellten aus dem Management und viele mehr… Ohne gegenseitiges Vertrauen hätte ich das, was mir mit meinen eigenen Unternehmen im Laufe von über 35 Jahren gelungen ist, vielleicht nicht erreicht.
Vertrauen als Grundlage für Erfolg
Natürlich hatte ich eigene Ideen und eine solide technische Ausbildung, ich habe wohl auch ein gutes unternehmerisches Gespür. Aber ich war und bin natürlich immer auch auf Mitwirkung, Rat und Zuarbeit von Partnern angewiesen. Und das ist für die Zukunft von Unternehmen gerade heute in dieser sehr schnelllebigen Wirtschaftswelt nicht zu unterschätzen. Ein Unternehmen gründen, das kann erst einmal jeder. Ein Unternehmen zu führen braucht schon einige Fähigkeiten und Qualitäten. Ein Unternehmen erfolgreich zu machen und am Markt zu halten, braucht Vertrauen: in die Mitarbeiter und Führungskräfte, in die Vereinbarungen mit Kunden, in den Markt und die Politik.
Zum Thema Vertrauen hatte ich vor einigen Monaten in der Augsburger Allgemeine ein Interview mit dem früheren Bundesfinanzminister Theo Waigel gelesen. Darin ging es unter anderem um Videokonferenzen, wie sie seit der Corona-Zeit zum etablierten Werkzeug geworden sind. Waigel sagte dazu: „In all den Jahren in der Politik habe ich gelernt, dass die persönliche Begegnung durch nichts zu ersetzen ist. Natürlich kann man sich heute Zeit, Geld und Mühen sparen. Aber Vertrauen entsteht nur, wenn man sich gegenübersitzt.“
Und dann blickt Waigel zurück auf die Wendezeit 1989: Zusammenbruch der DDR, Fall der Mauer und Wiedervereinigung. „Es war die große Stärke von Helmut Kohl, dass er die großen Staatsmänner in den Dom von Speyer eingeladen, ihnen von seiner Familie erzählt hat und auch deren Lebensgeschichten erfahren wollte. Ich bin überzeugt davon, dass diese persönlichen Beziehungen ein Schlüssel dafür waren, dass Männer wie Gorbatschow, Mitterrand oder Bush senior ihm vertraut haben.“
Vertrauen als Basis, um friedlich und ohne Kriege Geschichte zu schreiben. Man mag mit Blick in die Nachrichten 2025 nicht glauben, dass Staatschefs auch aus den großen Staaten auf dieser Ebene verhandelt haben und Einigungen erzielten.
Vertrauen als Basis für gutes Coaching
Was heißt das nun für „meine“ Themen Unternehmensberatung, Coaching und Personalentwicklung? Ganz einfach: Auch hier kommen wir ohne Vertrauen nicht weit. Zum Beispiel im Coaching, im direkten Kontakt von Coach und Mandant (oder auch Coachee genannt). Das gilt für die Fälle, in denen ich als Coach für Führungskräfte tätig bin, was zum Teil auch als Pferde-gestütztes Coaching erfolgt. Und es galt und gilt in dem Nachfolge-Prozess, in dem ich die Geschäftsführung meiner Firma cigus abgegeben habe. Auch hier wurden mein Nachfolger und ich von einem Coach begleitet, und auch hier wären wir ohne ein hohes Maß an Vertrauen in den jeweils anderen nicht so weit gekommen.
Auch die Videokonferenzen, von denen Theo Waigel spricht, halte ich für einen wichtigen Punkt. Viele Besprechungen, die früher persönlich stattgefunden haben, finden heute online statt. Dennoch sind regelmäßige Treffen in Präsenz extrem wichtig. Unser Beirat für die cigus GmbH tagt, wenn es möglich ist, immer in Präsenz. Dort ist es bei aller Vertrautheit gut sichtbar, dass der Austausch klarer und direkter ist und wir wirklich offen über die Entwicklung des Unternehmens sprechen können. Es entfallen die kurzen Verzögerungen am Bildschirm, ich spüre die Gefühle des Anderen direkter und nehme seine Körpersprache wahr – ohne die Distanz, die im Videocall räumlich tatsächlich besteht.
Persönliches Miteinander statt Videokonferenz
Als früherer Geschäftsführer war es mir auch immer wichtig, mindestens ein- oder zweimal im Jahr möglichst alle Mitarbeiter zu einem Präsenz-Treffen einzuladen. Auf unserem Hof in Roggenburg, der zugleich Seminarzentrum und Coaching-Standort ist, bei Mitarbeiter-Ausflügen, bei einem Grill-Event... Das schafft eine gute Arbeitsatmosphäre und stärkt das Vertrauen – cigus wird auch aufgrund seiner guten Arbeitsatmosphäre seit Jahren immer wieder als einer der besten und beliebtesten Arbeitgeber im Engineering ausgezeichnet.
Mein Rat daher: Schauen Sie einmal ganz offen und ehrlich, wie es mit dem Vertrauen im Unternehmen, im Miteinander von Teams, in Leitungsebenen aussieht. Und mit Ihrem Vertrauen in sich selbst! – In vielen Jahren als Coach und Berater für Unternehmen habe ich immer wieder gesehen: Vertrauen sorgt dafür, dass Dinge langlebig sind. Das betrifft Mitarbeiterbindung und Kundenbindung, die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Wirtschaftskraft, Innovationsbereitschaft und Erfolg. Vertrauen ist keine Garantie für alles, aber ohne Vertrauen ist alles andere schwer.
Sie haben Fragen dazu? – Sprechen Sie mich gerne an.