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Corona-Krise: Wir brauchen weniger Regulierung und mehr Eigenverantwortung

In der Zeitung „Die Welt“ war vor kurzem zu lesen, Deutschland drohe eine „globale Außenseiterrolle“. Doch die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie treffen nicht nur die Außenwirtschaft des Export-Weltmeisters. Hinzu kommen zahlreiche neue Vorschriften, Gesetze und Regelungen, die uns in der Corona-Krise absichern sollen, dabei aber unser wirtschaftliches Handeln oft einschränken.

Ich schätze das Bemühen der Verantwortlichen, Menschen zum Beispiel durch die aktuell diskutierte Corona-Ampel zu schützen und Unternehmen, die durch die Einschränkungen leiden, finanziell unter die Arme zu greifen. Das geht aber einher mit immer mehr und immer neuen Regelungen und einem insgesamt extrem hohen Verwaltungsaufwand. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise überwinden zu können, brauchen wir Vereinfachung statt täglich neuer Verkomplizierungen.

Gerade im internationalen Kontext ist es wichtig, dass wir trotz – oder gerade wegen – der Krise zum Beispiel Grenzen durchlässig halten. Ingenieure aus unserem Unternehmen sollten einen Kunden in den USA vor Ort unterstützen. Trotz vieler, sehr aufwändiger und langwieriger formaler Vorbereitungen war es uns nicht möglich in die USA einzureisen. America first… Auf der anderen Seite der Weltkarte, in China, beobachte ich im Moment ähnliche Tendenzen. Auch hier gibt es nach Jahren der Öffnung und des freien Handels aktuell mehr Abschottung. 

Das ist vor dem Hintergrund der Pandemie mit ihren aktuellen Fallzahlen verständlich. Aber wir müssen zusehen, dass wir uns als Staaten nicht einmauern. Denn dann wird auch die Wirtschaft eingesperrt. Ein Unterbrechen des Handels wird langfristig die Export-starke deutsche Wirtschaft noch schwerer treffen als der erste Lockdown, den wir im Frühjahr erlebt haben.

Hinzu kommen viele Vorschriften, die polarisieren. Die Diskussion um Heizpilze für die Außengastronomie ist da nur ein Beispiel. Für die Gastronomen und gegen Umwelt und Klimaschutz? Oder umgekehrt? – Wir erkennen eine zunehmende Tendenz, alles zu regeln und uns nach allen Seiten absichern zu wollen.

Besser wäre es, statt staatlicher Vorgaben die Eigenverantwortung der Menschen und der Unternehmen zu stärken. Es ist wie beim grünen Pfeil an einer roten Ampel: Er gibt uns das Recht, mit der gebotenen Vorsicht und auf eigene Verantwortung auf die Kreuzung zu fahren und abzubiegen. Das entspricht auch unternehmerischem Denken: weniger Vorschriften und Regeln, und zusehen, welche Chancen wir guten Gewissens nutzen können, ohne anderen zu schaden. Es ist falsch, alles bis ins Kleinste zu regeln, damit blockieren wir unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft.

Wir brauchen mehr Deregulierung und Verantwortung des Einzelnen, um unsere Flexibilität zu erhalten. Das gilt für den flexiblen Einsatz von Fachleuten wie auch für den Umgang mit der Corona-Pandemie. Gesundheit in der Gegenwart ist wichtig, keine Frage. Aber es gibt auch eine Zukunft, für die ich hoffe, dass wieder mehr Freiheiten gewahrt werden.