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Jahresgespräche und Zielvereinbarung erfolgreich führen

Im Januar haben wir bei uns im Unternehmen im Rahmen unserer Führungsrunde mit Thomas Lung von der Ulmer Potentialschmiede über die Bedeutung von Jahresgesprächen diskutiert. – Jahresgespräche, Feedbackgespräche, Zielvereinbarungen, Personalgespräche… viele Unternehmer und Geschäftsführer empfinden sie als Last. Als notwendiges Übel und zeitraubendes Must-have der Führung.

In der Tat nehmen Jahresgespräche viel Zeit in Anspruch, aber sie haben eine enorme Bedeutung. In ihnen schlummern die Chancen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Firmen und eine strategische Ausrichtung ihrer Mitarbeiter. Diese Gespräche sollten daher immer ernst genommen und gut vorbereitet werden.

Zielvereinbarung rechtzeitig planen

In meinem Unternehmen führen wir die Jahresgespräche mit Zielvereinbarung meist im November und Dezember für das kommende Jahr. Wir haben sie für 2022 also schon alle hinter uns, und das gibt ein gutes Gefühl für den Start ins neue Jahr. Für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gibt es Klarheit und Sicherheit, wenn es mit geklärten Rahmenbedingungen, Wünschen und Zielen ins neue Jahr geht. 

Ich erlebe viele Unternehmer, die sich erst zum Beginn des Jahres Gedanken über den richtigen Zeitpunkt und die Inhalte für eine Zielvereinbarung machen. Sie verlieren wichtige Wochen und den Schwung, den die ersten Wochen des Jahres bieten. Damit laufen sie Gefahr, dass evtl. Verhandlungen um Funktionen und Prioritäten, Status und Positionen die Chancen des Alltagsgeschäfts überschatten. Je nach Branche klopfen jetzt die Kunden an und neue Aufträge kommen herein – ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für interne Debatten mit Beschäftigten.

Jahresgespräche sind nicht Gehaltsverhandlungen

Missverständnisse zu Jahresgesprächen rühren häufig daher, dass viele Beschäftigte das Jahresgespräch als Gehaltsverhandlung missverstehen. Das ist aus meiner Sicht nicht Inhalt eines solchen Gesprächs. Aus Sicht der Vorgesetzten sollte es in Jahresgesprächen einen Rückblick geben, bei dem gefragt wird, ob und wieweit die Vereinbarungen und Entwicklungen aus dem letzten Gespräch umgesetzt wurden, um dann über den Status quo den Blick nach vorne zu richten. Als Unternehmer zeige ich dem jeweiligen Mitarbeiter, wo seine Aufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten liegen, welche Erwartungen ich an ihn und seine Arbeit habe, um die Ziele der Firma und seine persönlichen Ziele zu erreichen.

Er soll sehen, wo wir als Firma stehen und was seine Aufgaben dabei im kommenden Jahr sind. Ebenso prüfe ich im Gespräch, ob diese Aufgaben zu seinen Potenzialen passen und wo er sich persönlich und fachlich weiterentwickeln kann. Dabei stellt sich auch heraus, ob die Chemie von Firma und Mitarbeiter noch stimmt oder möglicherweise Motivation fehlt. Es geht darum zu zeigen, dass der Mensch wahrgenommen und ernstgenommen wird. 

Gerade in einer Zeit, in der sich gute, erfahrene und qualifizierte Fachleute ihren Arbeitsplatz fast aussuchen können, ist dieses Wahrnehmen bzw. Ernstnehmen der Schlüssel zur Motivation. Mein Ziel als Chef muss sein, dass ich die guten und offenen Menschen im Unternehmen halte. Und das geht nicht nur übers Gehalt – deshalb ist das Gehalt Thema eines anderen Gesprächs.

Gute Chance, Mitarbeiter zu motivieren

Zur Motivation gehören auch eine angstfreie Kommunikation und ein guter Umgang mit Meinungsverschiedenheiten in Unternehmen. Da darf nichts unter den Teppich gekehrt und auch nichts aufgebauscht werden. Für den Newsletter im Ulmer Cluster Nutzfahrzeuge habe ich dazu gerade einen kurzen Beitrag geschrieben (kommt in einer längeren Ausführung demnächst hier im Blog).

Unser Referent Thomas Lung schrieb mir im Vorfeld unserer Veranstaltung: „Jahresgespräche bieten tolle Chancen, die Unternehmenskultur zu vermitteln, die Unternehmensziele nachhaltig zu erreichen, die Mitarbeiter mit einzubinden und sie zu motivieren. Jedoch, als notwendiges Übel betrachtet und halbherzig durchgeführt, bergen sie das Risiko, dass Mitarbeiter eher demotiviert werden und letztlich das Betriebsklima darunter leidet.“

Jahresgespräche – richtig vorbereitet und geführt – haben eine große Bedeutung. Sie sind mehr als ein ungeliebtes Instrument der Personalführung, wie ich es als Berater in manchen Betrieben erlebe. Das heißt auch, dass Unternehmer und Geschäftsführer diese Personalgespräche ernst nehmen sollen. Die Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeitern – wie auch die Kommunikation allgemein – ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg jedes Unternehmens.

Das Jahresgespräch als Alternative

Vor einem Jahr schrieb das Handelsblatt, das Jahresgespräch gehöre abgeschafft. Wie oben geschildert, ist das so pauschal ausgedrückt falsch. Richtig kann der damalige Untertitel sein: „Jetzt ist die Zeit für Alternativen“. Eine solche Alternative ist eben, den Schwerpunkt nicht darauf zu legen, das Geschaffte und Zielerreichung kritisch zu beäugen und über Gehälter oder Boni zu verhandeln, sondern Orientierung und Wertschätzung zu geben, eine gemeinsame Perspektive zu schaffen und Beschäftigten in der aktuellen, zunehmend zermürbenden Corona-Zeit eine Perspektive aufzuzeigen und die Motivation zu steigern oder zu erneuern.

Auch und gerade in Zeiten der Pandemie mit ihren Kontaktbeschränkungen auch innerhalb von Betrieben (Homeoffice, 3G am Arbeitsplatz etc.) ist gute und gelungene Personalführung ein wichtiger Erfolgsfaktor eines Unternehmens. Die Mitarbeiter-Jahresgespräche sind ein wichtiger Baustein dazu, den Arbeitgeber unbedingt nutzen sollten. Natürlich soll es nicht bei dem einen Gespräch bleiben, die Kommunikation zwischen Unternehmensleitung, Führungskräften und Beschäftigten muss immer gepflegt werden. Das haben gerade die zwei vergangenen Pandemie-Jahre gezeigt. Mindestens einmal im Jahr sollte das gute persönliche Gespräch aber das Miteinander im Unternehmen dominieren. 

Ich wünsche Ihnen gute Gespräche! – Und wenn Sie sich mit mir über diesen Erfolgsfaktor oder über gute Kommunikation austauschen wollen, freue ich mich von Ihnen zu hören.

Ihr Joachim Lang