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Der innere Schweinehund – mein liebstes Haustier

Aufschieberitis hat etwas Gutes: Sie hat einen ganzen Geschäftszweig hervorgebracht. Ungezählte Berater, Autoren und Institute bieten Tipps, Bücher und Seminare an, um Dinge schneller und effizienter zu erledigen. Viele Ratschläge scheitern aber am eigenen Schweinehund. Ihn gilt es zu zähmen – oder noch besser: das Zusammenleben mit ihm zu gestalten.

Für mich ist der innere Schweinehund ein liebgewonnenes Haustier geworden. Stefan Frädrich und Timo Würz haben ihm in über einem Dutzend Bücher (http://guenter-prinzip.de) ein Gesicht und einen Namen gegeben. Ich arrangiere mich mit ihm vor allem über zwei Wege: 1) Akzeptanz erhöhen und 2) Anspruch reduzieren.

Denn dem Nicht-Anfangen, liegt oft ein hoher Anspruch zugrunde. Das Fitness-Studio soll Spaß machen, keine Zeit kosten und nach zweimal 30 Minuten Spuren eines gestählten Körpers hinterlassen. Oder: Der Aufsatz, den ich schreibe, soll direkt alle Leser begeistern. So hohe Ansprüche hemmen uns, mit einem Projekt überhaupt zu beginnen. Wenn wir aber den inneren Schweinehund nicht als Bremser wahrnehmen („Das schaffst Du eh nicht“), sondern als motivierenden Freund („Du wirst stolz auf das Erreichte sein“), macht es richtig Spaß, sich mit einer Aufgabe zu beschäftigen und sich der (neuen) Herausforderung zu stellen.

Dabei ist es auch hilfreich, sich mit dem Schweinehund zu arrangieren. Jeder von uns – auch die wie ich als Unternehmer oder Personalberater erfolgreich sind – haben gute und weniger gute Tage. Das ist normal und gehört zur persönlichen und unternehmerischen Leistungsbilanz wie die Gezeiten zur Küste. Schlechten Tag gehabt? Dann versuche ich es eben morgen. Das geht aber nur, wenn ich meinen Kalender nicht komplett verplane. Mindestens 30 Prozent meiner Zeit lasse ich frei für Unvorhergesehenes: für unverhoffte Aufträge, unvermutete Anfragen – oder eben als Ausgleich für die kreative Ebbe vom Vortag.

Seien Sie nicht zu streng zu Ihrem inneren Schweinehund. Meist will er nur spielen.